Ein Gedicht zur Erinnerung …

Zur Erinnerung an seinen herrlichen Ferienaufenthalt auf der kleinen Nordseeinsel Baltrum schrieb der Gast  Stephan M. im Spätsommer des Jahres 1924 dieses wunderschöne Gedicht.

Ich weiss ein Dörflein auf der Welt,
so sauber, klein und fein.
Am besten dort es mir gefällt.
Ich möcht dort immer sein.

12 Häuser nur ist’s Dörflein groß!
Sie haben froh‘ Gesicht‘,
Gebettet in der Dünen Schoß –
Kennst du die Häuser nicht?

Liguster, Flieder, Efeu, Wein,
sie spenden leisen Duft,
umranken still die Fensterlein,
davor der Starnmatz ruft.

Die Stüblein drinnen, schau sie nur,
sie ist voll heim’schen Sinn.
Von Stolz und Hoffart keine Spur,
ganz heimelig ist’s drin.

Ein Eckchen hier, ein Schränkchen da,
Urvaterrecht es füllt.
Manch Töpfchen, Kännchen, Muscheln gar.
Und dort, welch seltsam Bild?

Wie ein Geheimnis ist solch‘ Haus.
Doch heimelig gut und lieb,
es birgt nicht Schrecken und nicht Graus,
sogar ich dort verblieb.

Horch, leiser Flüsterstimmen Schall
vom Urahn stillem Sein.
Es leben ja die Sachen all
im flackernden Kerzenschein.

Es trug voll Liebe, Sorg und Müh
sie Stück für Stück hierher,
und brachte seiner Liebsten sie
wohl einst her übers Meer!

Nun träumt er auf dem Meere
den langen, letzten Traum,
und um die mitternächt’ge Stund‘
steigt er aus weißem Schaum.

Er eilt zu seinem Häuschen fein,
drin Enkel friedlich ruhn,
im silberklaren Mondenschein
segnet er leis‘ ihr Tun.

Sie aber lächeln still im Traum
und fühlen neue Kraft.
Das Meer rauscht auf, man hört es kaum:
„Ihr Lieben, friedlich schlaft.“

Ich ruhe auf dem Meeresgrund
und halte stille Wacht
und bin bei euch zu jeder Stund‘
bei Tage und bei Nacht.

Ostdörflein du, auf Baltrums Strand,
du stiller Zauberplatz,
dort auf dem grünen Dünenrand
bist du ein wahrer Schatz.

Aus einem Baltrumer Fotoalbum aus der Zeit um die Jahrhundertwende stammt dieses wunderschöne Foto. Links über der Hausfrau eine hängende sogenannte „Buddelei“. Rechts neben der Buddelei ist eine ostfriesische Halbkastenuhr zu sehen. Rechts hinter dem Ofen ist die Wand gefliest mit echten Delfter Kacheln, und über dem Ofen hängt ein sogenanntes Schößsteinkleid, d.h. der Schornsteinabzug ist bekleidet. Das Fenster links neben dem Ofen ist noch ein Schiebefenster.